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Alte Unger

Wanderungen sind oft auch im Nachhinein fesselnd. Man begegnet einem Ort, einem Namen, einem Stein und fragt nach seiner Bedeutung. So wird man auf die Spuren der Geschichte einer Region mit ihrer Sprache und Gewohnheiten geführt.

Unsere Wanderung im Mai 2017 führte uns von Lambrecht aus unter anderem zu einem versteckten Platz mitten im Wald:

Kaisergarten und ‚Alte Unger‘

Im Jahr 1804 wurde hier ein Festplatz angelegt, an einer Stelle, die ‚Alte Unger‘ genannt wurde. Buden wurden aufgebaut und die Bevölkerung durfte am 15.08.1804 die Krönung von Kaiser Napoleon I feiern.

Damit ist der Terminus ‚Kaisergarten‘ hinreichend geklärt. Was aber ist mit ‚Alte Unger‘ gemeint? Was bezeichnet dieser Begriff, wo kommt er her, ist er heute noch geläufig, gibt es ihn nur in der Pfalz?

Umfangreiche Recherchearbeiten förderten zunächst wenig hilfreiches zu Tage: Wikipedia – Fehlanzeige, Wiktionary – Fehlanzeige. Im Internet finden sich Seiten, in denen der Begriff auftaucht: Kaisergarten+Alte Unger bei Lambrecht und Pfälzer Unger bei Bad Bergzabern, Ungersberg in den Vogesen, Ungerberg in Sachsen, eine tiefergehende Erklärung des Begriffes ist zunächst nicht zu finden.

Das kann nicht alles sein. Im Zeitalter der umfassenden Information muss es mehr über ein Wort geben, das zumindest regional von Bedeutung war. Die klangliche Nähe zu ‚Anger‘ führte kurzzeitig in die Irre. Die Bedeutung von Anger  ist definiert:

Der Begriff Anger (mhd.anger, ahd.angar, germanisch noch Vangr)[1][2][3] bezeichnet ein meist grasbewachsenes Land oder einen Dorfplatz in Gemeinbesitz, der von allen Bewohnern der Stadt oder des Dorfes genutzt werden konnte (zu Gemeinbesitz siehe auch: Allmende).

https://de.wikipedia.org/wiki/Anger (02.06.2017)

Die Unger jedoch ist ein Platz, der von der Siedlung entfernt im Wald oder im Ödland zu finden ist. Zudem findet sich kein Hinweis auf eine Lautverschiebung von Anger zu Unger, obwohl beiden Orten das Hüten von Vieh scheinbar gemeinsam ist. Das Wort Anger findet sich in vielen Wortverbindungen: Dorfanger, Schindanger, Hutanger, während Unger wenige Treffer im Netz bringt.

Alte Unger -Kaisergarten nahe Lambrecht

Der Nebel um den Begriff ‚Unger‘ lichtet sich langsam. ‚Unger‘ findet sich nicht als Stichwort in einem Katalog, aber als Begriff unter dem Stichwort ‚untern‘ in „Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm“ Hierbei handelt es sich aber keinesfalls um die Beschreibung einer Lagebeziehung. UNTERN bezeichnet laut den Grimms eine „..zwischenzeit, zwischenmahlzeit..“, eine „.. ruhezeit und deren ort..“. Da kommen wir der Sache schon näher. Weiter unten heißt es bei den Grimms: „… ort, wo hirt und herde zu untern pflegen: unger,..“.

UNGER ist also eine Form von UNTER (im Sinne von Vesper, Pause, Rast (-Platz)). Grimms Wörterbuch nennt als Wortverbindungen: ‚viehunter‘, ’sauunner‘, ‚gensunner‘, ‚ungertal‘, ‚ungersberg‘, und spricht von einem Schwedisch-Unger (einem Schwedenlager bei Annweiler). Möglicherweise ist die Unger durch Lautverschiebung entstanden:
unter – unner – unger.
So könnte aus einem ehemals gebräuchlichen Wort ein Form entstanden sein, die zwar in Orts-Namen präsent, das Wissen über seine Bedeutung aber weitgehend verloren gegangen ist.

dort und da steht an aichan …,
inta dö sö da schnida
zun undanbraod lait
Fr. Stelzhamer ausgew. dicht. 2, 115 Rosegger;

Quelle: Wörterbuchnetz

Wer verstehts?

‚unger‘-Funde:


Quellen:

  • http://www.verstecken.uni-trier.de/cgi-bin/WBNetz/genFOplus.tcl?sigle=DWB&lemid=GU11034
  • http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=untern
  • http://woerterbuchnetz.de/PfWB/?lemma=viehtraenke
  • http://www.woerterbuchnetz.de/PfWB?lemma=viehunger
  • https://www.dwds.de/wb/dwb/untern

Fotos:
Margit Nitsche, Rainer Nitsche

 

Bildquellen

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Eine Antwort auf „Alte Unger“

Hallo Rainer, das ist echt spannend. Ich versuche eine Übersetzung:
Dort und da stehen Eichen, unter die sich die Schneider zur Mittagspause legen.

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