Versteckte Volksfrömmigkeit: Kaltenbrunn bei Ranschbach
Fundstücke und Erfahrungen in der Pfalz (1)
Die Pfalz ist ein wahres Schatzkistlein – das wissen wir schon lang. Doch die Pfalz überrascht immer wieder. Selbst wir, die wir recht regelmäßig zum Wandern und einem kurzen Besuch beim Winzer die Pfalz besuchen, werden gelegentlich überrascht von versteckten, ja man kann sagen geheim gehaltenen Orten, die plötzlich vor uns liegen.
So manche Entdeckung macht man, ohne dass man realisiert, dass man sie gemacht hat. Seit Jahrzehnten bereits besuchen wir gelegentlich Leinsweiler. Früher häufiger, die Eltern und der Onkel, dann ich selbst. In den letzten Jahren weniger, der Winzer der immer wieder besucht wurde verstarb vor Jahren.
2012 war es dann wieder einmal soweit, Leinsweiler wollte besucht werden. Von Ranschbach kommend, nach rechts. Ein Wegweiser dem wir folgen führt uns zu einem einsam gelegenen recht großen Parkplatz. Die Wanderung soll über die Burgruine Neukastell zum Slevogthof und wieder zurück führen.
Hinweisschilder, eine seltsame Hütte führte uns zum Wallfahrtsort ‚Kaltenbrunn‘. Aha, interesssant; ein mittelalterliches Kloster, oder eine Wallfahrtskirche und eine 1928 errichtete ‚Lourdesgrotte‘.
1983 im Frühjahr, Massenansturm auf das ‚Wunderwasser‘: 200.000 Menschen pilgern zum Kaltenbrunn. Sie erhoffen sich Heilung vom Wunderwasser. Zwei alten Menschen sterben an Erschöpfung nach stundenlangem Warten.Der Zugang wird zeitweise gesperrt. Das Wasser wird von der Gemeinde in Kanister abgefüllt und verkauft. Das alles wußten wir bei unserem Besuch nicht.
Der Name Kaltenbrunn wird zumindest von Hobby-Archäologen als Keltenbrunn interpretiert. Auf den Hügeln rundum sollen große Keltenfestungen und Gräber gelegen haben von denen noch viele Reste zu finden sind. Und auf der Karte findet sich der Eintrag ‚Hexentanzplatz‘.
Wie es scheint, hat dieser Platz eine lange Geschichte: Keltenfestung, Kultplatz, Begegnungs- und Begräbnisstätte in der Keltenzeit, Wallfahrtsstätte im Mittelalter und wieder in der Neuzeit der 80-iger Jahre.
Wie sagte doch der Führer einer Besichtigung in Frankreich: „Kult kommt, Kult geht, aber der Kultplatz bleibt“.
Keltenfestung und Keltengräber, Wallfahrt der 200.000 zum Wunderwasser nach Kaltenbrunn; all das war uns 2012 nicht bekannt und nicht bewusst. Erst die Recherchen zu diesem Artikel förderten jetzt (2014) diese verwunderlichen Tatsachen und Ereignisse zu Tage. Wir haben unbewusst unsere erste Erfahrung mit der versteckten Volksfrömmigkeit in der Pfalz gemacht – ohne zu ahnen, dass wir bald auf weitere versteckte Orte der Volksfrömmigkeit stoßen würden…
Links und Quellen:
Wikipedia: Ranschbach 'http://de.wikipedia.org/wiki/Ranschbach' Wallfahrtsstätten, Bistum Speyer: 'Unsere Liebe Frau zum Kaltenbrunn': 'http://www.kath.de/bistum/speyer/wallfahr/html/ranschbach.htm' Flyer "Wallfahrt 2010 zu Unserer Lieben Frau vom Kaltenbrunn und zu Ranschbach" 'http://www.ranschbach.de/Wallfahrten.pdf' Der Spiegel (13/1983) "Bei Gott ist kein Ding unmöglich" 'http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14022834.html' Die Heilige Quelle in Rheinland-Palz 'https://www.youtube.com/watch?v=JGyGSfwqliE' Kaltenbrunn - Lourdesgrotte im Pfälzerwald 'https://www.youtube.com/watch?v=eWsXDsL5sco&feature=youtube_gdata' Die vergessene Festung bei Ranschbach in Rheinland-Pfalz 'https://www.youtube.com/watch?v=lZdPjS469OE&feature=youtube_gdata'
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