Irland 2023

Wieder zu Hause! Schön wars! Rückmeldungen und Kommentare werden gern angenommen.


10.04.2023
Jetzt, wo die Reise bald beginnt, frage ich mich, warum Irland? Ein Land, eine Insel, kahl wie mein Kopf. Der Landstrich Europas, welcher den geringsten Waldbestand hat. Kahl, karg, abweisend und grasgrün.

Karte von Irland
Karte von Irland

Wir haben Irland erlebt, ungefähr 1975, mit einer kleinen Reisegruppe. In vier Pferdewagen mit jeweils 4 Personen haben wir das Land erkundet. Erinnerungen gibt es kaum. Ein Pferd, das keine Lust hatte sich anspannen zu lassen; eine Sicherung, welche ein Teilnehmer mit Hilfe eines Nagels ‚reparierte‘, und ja, da war ein Nachmittag – war es ein Samstag? – wir waren Lebensmittel einkaufen in einem kleinen Laden. In meiner Erinnerung saßen wir auf Bänken an den Wänden des Raumes. Jemand stand auf einmal mitten im Raum und begann zu singen. Rundum wurde ein Lied vorgetragen. ‚Leaving on a Jetplane‘ von einer jungen Frau gesungen, viel eindrucksvoller als im Orginal, hat bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Tipp: Wer das Youtube-Video ohne Werbung anschauen möchte installiert den Firefox-Browser und das Add-oN ‚Ublock Original‘

Dann 2012 erlebten wir den Westen und Norden Irlands mit einer 30-köpfigen Reisegruppe. 7 Tage mit dem Bus im November. Es war kalt.

Route 2012

Wir waren mit netten Leuten unterwegs und besichtigten Kathedralen, Friedhöfe, und Landschaften. Das Frühstück war gewöhnlich ‚voll irisch‘, zum Abendessen gab es abwechselnd Schweinebraten und Putenbraten mit Kartoffeln oder Nudeln. Erst am letzten Abend, in einem Pub in Dublin, konnte ich mit einem Iren ein paar Worte wechseln. Es wurde eine richtige Verbrüderung…

Da fällt mir gerade ein, ich muss noch ein paar Bilder von Familie, Wohnort, Wohnhaus und Umgebung fürs Handy richten. Falls wir mal danach gefragt werden…

Unsere Route 2023

Unsere Route, Irland 2023

Diese Irlandreise soll uns zu landschaftlich reizvollen Zielen führen, die wir zu Fuß erkunden. Wir hoffen natürlich, dass wir regelmäßig die irischen Pubs besuchen können, welche angeblich die Wohnzimmer der Iren sind, in welchen regelmäßig Hausmusik praktiziert wird.

Zu Beginn unserer Reise und zur Einstimmung habe ich zwei Moore herausgesucht, die wir erkunden wollen. Ich habe gelesen, dass nur etwa 3 Prozent der Erdoberfläche von Mooren bedeckt sind, diese aber mehr CO2 speichern als alle unsere Wälder. Die irischen Moore wurden lange Zeit zur Gewinnung von Torf als Brennstoff ausgebeutet. Erst vor kurzer Zeit wurde die Nutzung beschränkt. Viele Moore werden renaturiert.

Weiter geht es dann in den Nord-Westen Irlands zum Wild Nephin National Park. Hier treffen wir auf den ‚Wild Atlantic Way‘. Das ist für Irland-Urlauber das was für Weintrinker die Pfälzer Weinstrasse ist: eine touristische Strecke von 2600 km Länge entlang der West- und Südküste der Insel. Nicht, dass wir da entlang fahren wollen, aber wir werden sie immer wieder berühren.

Die Etappen unserer Reise


An- und Überfahrt

01./02.05.2023, Montag/Dienstag
Wir haben zwei Übernachtungen auf der Fahrt nach Cherbourg eingeplant. Los geht’s am Nachmittag, wir fahren ungefähr 300 km bis Pagny-sur-Meuse (kurz nach Nancy). Am nächsten Tag kommen wir bis Bayeux. Der Parkplatz für Womos beim ‚Musée Mémorial de la Bataille de Normandie‘ ist fast leer, die Restaurants in der Stadt alle voll, also kaufen wir Wein und (sehr gutes) Brot und essen im Womo. Nach Cherbourg sind es gerade mal noch 100 km. Also sind wir am Folgetag rechtzeitig an der Fähre und können noch einen kleinen Rundgang unternehmen. Das Einschiffen geht problemlos, Ausweis vorzeigen und fertig. Wir fahren mit der ‚W. B. Yates‚. Es ist eines der größten und modernsten Schiffe von Irish Ferries.

03.05.2023, Mittwoch
Eine ruhige Überfahrt in einer Kabine mit Dusche und Klo. Das war der Plan. Fast hätte es geklappt. Gegen 23:00 Uhr begaben wir uns zu Bett – um festzustellen, dass die Kabine und mit ihr die Betten von den laufenden Schiffsmaschinen vibrierten, rüttelten und klopften. Sehr unangenehm und nervig. Wenigstens das Klopfen ließ gelegentlich nach. Margit hat fast nicht geschlafen, ich konnte das halbwegs ertragen.

04.05.2023, Donnerstag

Glücklicherweise hatten wir ein ausgiebiges Frühstück in der gebuchten Lounge. Tee, Snacks, Käse, Brötchen und Croissants. In aller Ruhe konnten wir Dublin entgegen sehen. Dann hatten wir kurz Stress: Auf welchem Deck steht unser Wohnmobil? Kurze Suche – Fund OK.

Ausschiffen und Fahrt durch Dublin. Das ging erstaunlich gut. Gewundert hat mich aber, dass es keine Hinweise ‚Links Fahren‘ gab.

Lough Boora nahe Tullamore (1)

Nachmittags, so gegen 14:00 Uhr haben wir Lough Boora erreicht. Auf einem netten Parkplatz stellen wir das Womo ab. Margit muss erst mal Schlaf nachholen. Mein Weg führt zum Besucher-Zentrum. ‚Organic Kitchen‘ heißt das Cafe, welches das Besucherzentrum ausmacht. Ich bestelle einen ‚Mocha‘ und bekomme einen Milchkaffee mit Schokoladenpulver oben drauf. Hat gut geschmeckt, war aber nicht, was ich erwartet habe.

Lough Boora – hier wurde bis vor wenigen Jahren Torf abgebaut. Im Kraftwerk nebenan hat man ihn verbrannt. Torfabbau ist wie Braunkohle-Tagebau. Nur die Löcher sind kleiner.

konservierte bäume
Im Moor konservierte Bäume als Installation gestaltet. Lough Boora

05.05.2023, Freitag

Tags darauf brechen wir vormittags zum „Neolitic Walk“ auf. Wir haben gut geschlafen, sind ausgeruht und haben ausgiebig gefrühstückt. Am Abend haben tatsächlich ein paar Hasen auf dem Parkplatz vorbei geschaut. Sie sind das Maskottchen von Lough Boora. In der Nacht hat es geregnet. Der „Neolitic Walk“ führt 10 km rund um das Lough Boora, vorbei unter anderem an einer neolitischen Fundstelle. Zu sehen ist davon nichts, aber die Beschreibung ist spannend. Vor rund 8.000 Jahren haben hier Menschen gelebt und Spuren hinterlassen.

Gegen Ende unserer Wanderung führt uns der Weg am Skulpturengarten vorbei.

Clara Bog Moor lassen wir aus. Wir werden nach Ballykeeran auf den Campingplatz fahren. Das dauert nur eine dreiviertel Stunde. Nach unserer ausgiebigen Wanderung ist das genug. Wir nehmen einen Imbiss im Organic Kitchen ein – Sandwich Ham and Ceddar – und weiter gehts…

Geheimnisse der irischen Moorlandschaften
Clara Bog Nature Reserve
https://www.clarabognaturereserve.ie/
Lough Boora
Wanderungen Lough Boora

Tullamore und Kilbeggan – welch süßer Sound in den Ohren der Whisky-Liebhaber. Deshalb hier ein paar Worte zum Heiligtum der Iren. In Irland gibt es angeblich (Achtung Fake News!) zwei konkurrierende Heiligtümer: St. Patrick und der Irish Whiskey. Wer in der Gunst der Iren an erster Stelle steht ist nicht auszumachen. Wer zuerst kam schon. Das war sicher der Heilige St. Patick. Er brachte wohl erst das nötige Know How aus dem römischen Umfeld nach Irland. Saint Patrick werden wir hoffentlich im weiteren Verlauf unserer Reise auf dem Croagh Patrick (irisch: Cruach Phádraig) besuchen.

Paul McIlroy / Croagh Patrick / CC BY-SA 2.0


In einem seltsamen Gegensatz zur Liebe der Iren zu ihrem Whiskey steht, wie wenig man über Historie des Brennens in Erfahrung bringen kann. Ich halte zwei Gründe für wahrscheinlich: Erstens gab es eher die Tradition der mündlichen Überlieferung, zweitens wurde wohl hauptsächlich ’schwarz‘ gebrannt. (Irish whiskey in der englischen Wikipedia). Infolge der rigiden Beschränkungen und Regulierungen ging es im 20. Jahrundert mit den irischen Brennereien bergab. Es gab (fast?) keine (legalen) Brennereien mehr. Zitat aus der englischen Wikipedia:

„Mitte der 1970er Jahre gab es in Irland nur noch zwei Whiskey-Destillerien, die New Midleton Distillery und die Old Bushmills Distillery, die sich beide im Besitz von Irish Distillers befanden…“

https://en.wikipedia.org/wiki/Irish_whiskey; Übersetzung: Deepl

In den 1980er Jahren erlebten die irischen Whiskey-Brennereien einen langsamen Aufschwung, der sich in den 00er Jahren beschleunigte. Laut Wikipedia gab es 2019 in Irland wieder 25 Brennereien. Darüber mehr hier.


Ballykeeran (nahe Athlone) (2)

05.05.2023, Freitag (immer noch)
Zwischendurch mal wieder Regen, als wir noch am Lough Boora standen, auch mal heftig. Am Nachmittag kommen wir am Campingplatz bei Ballykeeran an. Alles ist ruhig, wenig Betrieb. Wir werden angewiesen einen Hartplatz beim See zu wählen. Der Platz ist angenehm und bietet direkten Zugang zum See. Der Nachteil hier: Spaziergang oder Wanderung ist nur über Auto-Verkehrsstraßen möglich – und die sind hier speziell! Vor unserem Campingplatz, ca. 20 m entfernt verläuft die Nationalstraße. Zugelassene Geschwindigkeit zwischen 80 und 100 km/h. Die Straße ist vor allem von LKW stark befahren und hat in etwa den Charakter der Strasse von Helmstadt nach Epfenbach. Egal, wir machen uns einen schönen Abend und schlafen gut.

Am Abend gab es auf Campingplatz noch richtig Betrieb: Viele Womos und Camper kamen an – und eine große Jugendgruppe schlug ihr Lager auf. Aber das war nicht der Grund, dass wir unsere Tour fortgesetzt haben.

Von Ballykeeran nach Cloondara (3)

06.05.2023, Samstag
Am nächsten Morgen erst mal ein ausgiebiges Frühstück. Unsere Nachbarn machen ‚Full Irish Breakfast‘. Sie fahren heute zur Baeltaine-Feier – Walpurgisnacht-Event – wir fahren ca. 40 min bis nach Cloondara. Ankunft 12:00 Uhr, dann 1 Stunde Mittagspause. 13:00 Uhr: Mittagessen? Hier gibt es das Richmond Inn. Die Google-Bewertungen sind erstklassig. Also hin und fragen. Alles klar – eine nette Dame führt uns in ein Nebenzimmer, die Lounge ist von einer Gesellschaft belegt. Margit isst smoked Haddock mit Käsesoße, ich bekomme Schweinebraten. Wir haben jeweils Kartoffelbrei, Erbsen und Karotten als Beilage. Das Essen ist gut, der Nachtisch göttlich: Apple-Crumble (Margit) Brownie (Rainer).

Am Nachmittag gehen wir am Kanal spazieren. Links hoch, rechts runter. Wieder geht es durch Moorlandschaft. Spuren von großen Maschinen deuten darauf hin, dass weiterhin Torf abgebaut wird. Die Schmalspur-Mini-Eisenbahn ist längst stillgelegt. Ihr Bahndamm ist ein guter Wanderweg durch das ausgebeutete Torfmoor.

Stechginster – begegnet uns überall in Irland. Sieht gut aus, riecht gut, brennt besonders gut – und ist giftig


Country-Life Museum bei Castlebar (4)

07.05.2023, Sonntag
Ballina bzw. Crossmolina lassen wir erst mal rechts liegen und fahren direkt zum Besucherzentrum Ballycroy Nationalpark. Dachten wir zumindest, bis wir auf einen Hinweis am Straßenrand aufmerksam wurden. Wir bogen rechts ab und fanden das Country-Life Museum. Hier im ehemaligen Stammsitz der Familie Fitzgerald in einem schönen Park steht das alte Herrenhaus, darin Cafe und Souvenirshop und ein Moderner Neubau mit dem Museum. Wir nehmen einen Imbiss und besuchen den Souvenirshop. Die Preise hauen uns um. Rasierseife 18 Euro – da bleibe ich unrasiert. Wir nehmen eine Dose mit Tee für arg teure 12 Euro mit. Ein kleiner Spaziergang durch den Park und es ist 13:00 Uhr, das Museum öffnet.

Beeindruckende Bäume im Park

Ein Besuch im Museum kann anstrengend sein…

Noch ca. eine Stunde Fahrt zum Ballycroy Besucherzentrum des Wild Nephin Nationalparks…


Wild Nephin National Park (5)

Google schickt uns in die Wüste…
Unser Ziel heute ist Ballycroy Nationalpark Besucherzentrum, Nephin Nationalpark, Gortback South (egal, ist alles das gleiche). Wir fahren entlang der Google-Route. Links sehen wir kurz das Meer. Noch 18 Minuten zum Ziel. Hier ist Irland keineswegs grün, sondern braun. Rechts ein See, Muschel- und Fischzucht. Auf dem Navi: 32 Minuten bis zum Ziel? Das geht nicht. Anhalten und kontrollieren: Google meint, wir sollen noch 5 km weiter fahren, dann umdrehen und 10 km zurückfahren, weil wir verkehrt abgebogen sind. Gehts noch? Also gleich rumdrehen und weiter.

Nach 20 Minuten erreichen wir das Besucherzentrum. Margit meint, das Gebäude habe derselbe Architekt geplant wie das County-Life Museum. Modern, hell und großzügig. Es ist 16:00 Uhr. Zeit für Kaffee und Kuchen. Zuerst wieder (wie im Museum) die sehr freundliche Begrüßung: „Sind Sie das erste mal hier?“ Dann ein kurzer Überblick: 15.000 ha Naturpark… ‚Ginger and Wild‘ (das Cafe) macht um 17:00 Uhr zu. Also erst mal einen Schoko- und einen Rhabarberkuchen. Wir genießen die Aussicht auf ein verregnetes Tal.

Ballycroy Nationalpark ist der einzige wo man mit dem Womo am Besucherzentrum übernachten kann. Wir bleiben hier und machen noch einen kleinen Spaziergang im Regen.

08.05.2023, Montag

Vom Besucherzentrum über Mulranny zu Nevins Newfield Inn

Wir gehen nochmals ins Besucherzentrum. Dann fahren wir zum Claggan Mountain Coastal Trail. Das ist ein kurzer, spannender Rundweg durch das Moor und am Seeufer entlang.

Man sieht deutlich, daß hier mal alles bewaldet war. Die Baumstümpfe ragen aus dem Moor heraus

Wanderungen im Nationalpark beginnen an einem Parkplatz weit außerhalb. Wenn das Wetter mitmacht gibt es morgen eine kleine Bergtour. Mittagspause im Womo. Dann geht es weiter nach Mulranny. Spaziergang in der Bucht. Es ist Ebbe.

Essen und übernachten wollen wir bei Nevins Newfields Inn.

Wir finden das Gasthaus und einen großen Parkplatz auf der anderen Straßenseite. Sieht gut aus. Hier bleiben wir. Wir freuen uns auf ein gutes Essen und ein Guinnes…

Modern ausgerüstet mit einem Service-Roboter 😉

Wir haben hier sehr gut gegessen!


Achill Sound (6)

09.05.2023, Dienstag
Planänderung: Unsere Klo-Kassette ist voll. Wir müssen entsorgen. Erst mal die Ersatzkassette eingebaut, damit das morgentliche Bedürfnis befriedigt werden kann. Wir fahren nach Achill Sound zu Hy Breasel B&B. Das Wetter ist auch nicht so doll. Wir beziehen unseren Platz buchen Frühstück und plaudern mit der Betreiberin.

Wir stehen mit Aussicht und Blick auf den Riesenrhabarber(?)

Riesen-Rhabarber, Gunnera tinctoria, Mammutblatt (stark invasiv)

Kurzer Rundgang – Brücke, Hafen, Einkauf im Supermarkt. An einem unscheinbaren Häuschen ein Schild ‚Cafe‘. Sieht geschlossen aus? Im ersten Stock, über einem Souvenir-Laden ein schmuckes Cafe. Heiße Schokolade, Kaffee und Chocolate Cupcakes. Der Vormittag ist rundum gelungen und das Wetter ist jetzt auch super.

Eine Wanderung drei Erfahrungen

Dauerregen – so sieht es jetzt am Abend aus. Wir haben geduscht und gegessen und freuen uns über eine besondere Wanderung die wir erleben durften.

Strahlender Sonnenschein und wolkenloser Himmel um die Mittagszeit. Wir wollen unbedingt noch laufen, bevor es (vielleicht) wieder regnet – wir sind in Irland! Ich habe im Netz eine Wanderung gefunden. Knapp 7 km durch die ‚Wildnis‘ gut markiert und ohne besondere Schwierigkeiten – ideal. Wir fahren 6 Minuten mit unserem Womo zum Einstieg in den Granuaile-Loop-Walk. Der Name der Wanderung bezieht sich auf eine Piratenkönigin, die in Sichtweite hier ihre Burg hatte.

Wir starten an Pattens Bar. In strahlendem Sonnenschein steigen wir die ersten Meter aufwärts. Wir schauen auf den Sund – die Strömung zeigt Ebbe an. Wir sehen Häuschen, Sträßchen und die großen kahlen Berge im Hintergrund. Eine Stunde lang genießen wir dieses großartige Panorama.

Etwas erschöpft vom Aufstieg erreichen wir mit 200 Metern den höchsten Punkt unserer Wanderung. Über dem Kamm bläst uns der Atlantikwind plötzlich und heftig ins Gesicht. Die Szene ändert sich. Keine Häuschen, kein ruhiger Sund unter uns. Atlantikbrandung, kahle moorbraune Fläche vor und unter uns.

Rechts Berge. Hoffentlich müssen wir nicht auch noch um diesen Berg herum. Wann endlich kommt die erlösende Kehre zurück ins Tal. Noch ein Bergrücken, der den Weg zurück versperrt. Lost in Space – gibt es wirklich keinen Ausweg? Hinsetzen und heulen? Der Wind bläst uns erbarmungslos ins Gesicht.

Dann der nächste Sattel. Unten im Tal wieder menschliche Spuren, Häuser und Straßen. Eine Piknickbank – nutzlos wegen Sturm. Der Wind lässt nach. Im Windschatten der Berge geht es nun bergab. Das Ziel scheint wieder erreichbar. Vor uns wieder der Sund im Sonnenschein.

Hinter uns ziehen sich Regenwolken zusammen. Nein, es wäre nicht schlimm im Regen zu laufen (aber nass und unangenehm). Das Ziel in der Ferne vor Augen wird jeder Schritt plötzlich halbiert. Nach 3 1/2 Stunden waren wir am Womo zurück. 6 Minuten Fahrt zum Breasal. Essen, duschen, glücklich sein. Ein spannender Tag (morgen bekommen wir ‚Full Irish Breakfast), es regnet…

Pünktlich um 9:00 Uhr, nächster Morgen. Mary bringt uns ‚Full Irish Breakfast‘ zum Womo.

Das schmeckt super und reicht für den ganzen Tag. Das Wetter ist nicht schlecht – es regnet aber weiterhin. Wir werden einen Stadt-Tag machen. Auf nach Westport.


Westport (7)

10.05.2023, Mittwoch
40 Minuten Fahrt über eine gut ausgebaute N59 und wir erreichen Westport. Gut ausgebaut bedeutet breit genug für 2 LKW. Gut ausgebaut bedeutet Geschwindigkeitsbeschränkung 100 km/h auf freier Strecke. Gut ausgebaut bedeutet auch gelegentliche Bodenwellen, welche fast die Hinterachse raushauen. Ich fahre zwischen 60 km/ und 70 km/h. Letztens hat es bei so einer Bodenwelle die Schranktür im Bad aus dem Verschluss geschlagen. Tür klappert und schlägt, Inhalt ist auf dem Boden verteilt.

Westport sieht aus wie vor 100 Jahren, nur frisch angemalt. Nett und belebt. Wir stehen auf dem öffentlichen Parkplatz, kostet 3 € für 24 Std. – keine Schilder mit Übernachtungsverbot. Städtchen erkunden, Abendessen im Restaurant, Pubmusik, noch ein kleiner Rundgang – das reicht.

Als wir nach dem Konzert den Musikern danken wollten, die Überraschung: „Reden Sie doch deutsch mit uns“. Einer der 4 Musiker ist Deutscher, einer Holländer.

11.05.2023, Donnerstag
Frühstück am nächsten Morgen. Der Parkplatz ist fast leer, nur Lieferanten für die vielen Geschäfte und die Müllabfuhr ist vor Ort. Plötzlich lässt es einen Schlag. Ich sage: „Da hat einer eine große Kiste verloren“. Tatsächlich liegt eine ‚Kiste‘ auf dem Platz. Als ich genau hinschaue sehe ich den dazugehörigen Ständer. Das Müllauto hat den Laternenmast umgefahren, die ‚Kiste‘ ist der sonst oben am Mast befindliche Kasten mit den Lampen drin. Drama am frühen Morgen. Glücklicherweise war die Lampe auf die uns entgegengesetzte Seite gefallen…

Es ist immer noch nass – wir beschließen, noch einen Tag in Westport zu verbringen. Wir wechseln den Parkplatz, der andere ist weniger schräg. In den Straßen sind uns kleine Plakate aufgefallen, die auf einen Musik-Event hinweisen: „Fleadh Cheoil Mhaigh Eo“ (nein, ich habe auch keine Ahnung). Muss wohl ein Contest mit anschließender Preisverleihung sein. Da gibt es aber auch ein Rahmenprogramm in der Zeit vom 8.05. bis 14.05. Bis zum Wochenende wollen wir nicht bleiben und Konzerte fangen recht spät, so um 21:00 Uhr an. Aber heute um 17:00 Uhr ein Treffen von vielen Musikern am Octagon, open air. Der Event wurde leider abgesagt, da gleichzeitig und ganz nah eine Beerdigungsfeier stattfand. Also doch wieder Pub-Musik und Bier genießen.

Nach dem Frühstück mit Drama und Ortswechsel brechen wir zum Hafen, den Quays auf, vorbei am Westport House. Wir stehen erst mal vor verschlossenem Tor, an dem groß ‚geöffnet‘ steht. Das wird uns heute noch öfter begegnen. Eine nette Dame weist uns den richtigen Weg. Ein schöner Spaziergang durch den Park, am Bach entlang. Auf dem Rückweg von den Quays besichtigen wir Westport House.

„Auf den Ruinen eines Schlosses aus dem 16. Jhdt. das der berühmten Piratenkönigin Grace O’Mally gehörte, wurde dieses prächtige Herrenhaus errichtet.“ (Zitat aus der Broschüre).

Grace O’Malley

Grace O’Malleeys Verlies mit Opfer

Morgen erwarten uns 10 Sonnenscheinstunden. Und damit eine Wanderung vom Letterkeen-Trail-Head in den Nephin.


Wild Nephin 2 – Letterkeen Trailhead (8)

12.05.2023 Freitag
Direkt am Fernwanderweg durch den Nephin National Park liegt unser nächstes Ziel. Wir suchen den Letterkeen Trailhead. Google führt und diesmal richtig. Eine schmale, schöne Straße führt vorbei am See.

Dann ein Feldweg. Wir haben Carrol Booty erreicht. Eine Hütte für die Fernwanderer, einige Infotafeln, ein schön angelegter Parkplatz und bestes Wetter. Hier sind wir allein.

Diesmal gibt es nur die kurze Runde. 6 km auf einem ehemaligen Viehtrieb, entlang am Bach. Dann durch den Wald. Hier herrscht Forstbetrieb: Fichten werden abgeholzt, nachhaltigere, angepasstere Bäume werden gepflanzt. Der letzte Teil des Weges führt durch einen schönen, alten Wald, allerdings auf ermüdender Schotterstraße.

Zurück am PP herrscht hier jetzt reger Betrieb. Wanderer, Hausfrauen, und eine Gruppe Jugendlicher. Die Wanderer verschwinden im Wald, die Hausfrauen führen ihre Hunde Gassi – einer kackt gleich neben das Womo. Die Jugendlichen wollen im Wald bis Sonntag campen. Wir machen Mittagspause. Dann noch eine kurze schöne Runde.

Morgen früh muss ich wieder die Cassette austauschen. Unser Ziel ist Leenaun. Mal sehen, ob wir dahin kommen. An unserer Route liegt Crough St. Ptarick, Doolough Valley und die Asslag Falls (Wasserfall). Beim Patricksberg werden wir nur einen Fotostop machen, falls man mit dem Womo dort halten kann. Doolough Valley soll sehr schön sein, hat aber traurige Berühmtheit erlangt, durch ein Ereignis zur Zeit der großen Hungersnöte in Irland.

Doolough Tragedy
Englische Inspektoren sollten die Bedürftigkeit der Einwohner von Louisburgh prüfen damit ggf. Nahrungsmittelhilfen geliefert werden. Als die Inspektoren nicht eintrafen, ging das Gerücht, sie hätten im weit entfernten Delphi-Resort Quartier bezogen. Mehrere hundert hungernde Menschen, darunter auch Kinder, machten sich zu Fuß bei Schnee und Kälte daraufhin auf den Weg nach Delphi. Viele sind auf diesem Weg gestorben. Verhungert, erfroren. Es gibt dort ein Denkmal…

Mayo Dark Sky View, Planänderung und Naturgewalten

Unser Parkplatz ist einer der ‚Mayo Dark Sky View‘-Plätze. Ein Platz an dem es nachts besonders dunkel ist und man gut Sterne beobachten kann. Das Wetter ist immer noch gut, also bereiten wir uns aufs Sternegucken vor. Allerdings geht die Sonne hier erst um 21:30 Uhr unter, dann Dämmerung. Auf Dunkelheit muss man warten.

Wir haben nur gelegentlich Internet. Das erschwert die Planung der nächsten Ziele. Auf einem Flyer lese ich ‚thelostvalley.ie‚. Da werde ich neugierig. Wo ist das? Was erlebt man dort? Mit viel Geduld öffnet sich die Internetseite. Morgen um 14:00 Uhr gibt es eine 3-stündige Führung. Kurze Diskussion: liegt auf dem Weg, hört sich spannend an, also Planänderung.

Als es schon ziemlich dunkel ist – wir warten immer noch auf die tiefe Nacht – geht Margit zum Pinkeln vor das Womo (ich habe erwähnt, dass das Klo ziemlich voll ist?) und kommt sofort wieder herein – aber nicht allein, sondern in einer riesigen Wolke kleiner Fliegen. Bis um 23:00 Uhr waren wir mit Fliegenjagen beschäftigt. Sternegucken haben wir dann auch gestrichen.

Erinnerungskultur: Das verlorene Dorf (9)

13.05.2023, Samstag
Wir kommen spät aus den Betten. Zuerst Cassette tauschen. Samstag und sonniges Wetter, heute ist am Trailhead gut was los. Dann kommt der Fahrradverleih-LKW und nach und nach mit den PKWs die Ausleihenden.

Wir kommen spät los. Unterwegs müssen wir mit dem Veranstalter der Tour telefonieren. Er erwartet eine vorherige Anmeldung. Wegen des schlechten Mobilfunknetz oben, wollen wir das beim Patricksberg machen. Dort kann man aber nicht parken. Wir finden etwas weiter ein Halteplätzchen. Das Telefonat klappt, wir können an der Tour durch das ‚Verlorene Tal‘ teilnehmen.

Wir fahren durch Louisburgh und halten uns an der Gabelung rechts Richtung Killadon. Die sehr schmale Stichstraße führt zu dem ‚vielleicht abgelegensten Gebiet‘ an Irlands Westküste. Alle paar Kilometer findet sich eine Farm zwischen Atlantikküste und unfruchtbarem Bergland. Am Ende der Straße landen wir auf einem geräumigen Parkplatz direkt am Strand.

Silver Strand – hier werden wir übernachten – war aber nicht , was wir suchen. Wo ist das ‚Lost Valley‘? War da nicht eine Privatstraße 100 Meter weiter oben? Vielleicht dort. Wir fahren also in die private Straße hinein und finden an deren Ende tatsächlich einen weiterern Parkplatz bei einigen Farmhäuschen. Wir sind hier alleine. Keine weiteren Fahrzeuge, keine Menschen. Wir parken und beschließen uns umzusehen und zu fragen. Da wird aber nichts draus, die Damen des Hauses kommt zu uns uns begrüßt uns herzlich. Wir sind zu früh dran. Erst nach und nach treffen weitere Gäste der Führung ein.

Bei den Bourkes mit Blick auf den Silver Strand

Bis 1989 gab es hierher keine Straße. Die Menschen mußten zu Fuß über die Berge oder (bei Ebbe) am Ufer den nächsten Ort erreichen. Gerard Bouke, der heutige Besitzer des Farmlandes auf dem sich das verlorene Dorf befindet, hat lange dafür gekämpft und viel Geld dafür investiert, damit er hier eine Straße bauen konnte.

Die Straße erschließt nun dies großartige Landschaft, die Strände und die Häuser. Seither haben es die Farmer der Gegend und die Burkes einen sicheren und bquemen Weg.

„Die Familie Bourke (Burke, DeBurca) besitzt und bewirtschaftet das Lost Valley seit über einem Jahrhundert. Davor waren sie beim Grundherrn angestellt, um das Tal zu bewirtschaften, und davor gehörten sie zu den Familien, die vertrieben wurden, als die Dächer ihrer Häuser am Ende der großen Hungersnot abgerissen wurden. Tatsächlich lebt die Familie Bourke seit über drei Jahrhunderten hier und betreibt Viehzucht. Das ist ein Teil ihrer Identität, und ihr D N A ist ein wichtiger Teil des Tals.“

https://www.thelostvalley.ie/the-bourkes/ (Übersetzung: Deepl)

Wir sind eine Gruppe von ungefähr 20 Besuchern. Die geführte Wanderung von ca. 3 Stunden beginnt mit einer Farmbesichtigung und dem Füttern der verwaisten Lämmer.

Wir gehen weiter über das Weideland der Burkes. Seit mehr als 100 Jahren besitzt die Familie das Land, davor waren sie beim Grundherren angestellt. Das heißt, die Burkes haben das Land erworben in der Zeit als Irland von England unabhängig wurde (1919 – 1921).

In den Jahren der großen Hungersnot (1845 -1849) wohnte die Familie Burke im absolut abgelegenen 80-Seelendorf Uggool. Die Reste von Uggool befinden sich auf dem Farmland der Burkes. Es ist der Höhepunkt der Führung. Es wird wohl um das Jahr 1849 gewesen sein. Die Bevölkerung Irlands ist geschwächt und ausgeblutet. Wer konnte ist ausgewandert. Viele Menschen sind einfach verhungert. Auslöser der ‚großen Hungersnot‘ (englisch Great Famine) war die Kartoffelfäule und die zynische Haltung der englischen Regierung und der englischen Landlords. Die Hilfe für die hungernde irische Bevölkerung wurde systematisch verzögert. Für die englischen Landlords waren die Iren sowieso alle Faulenzer. Dazu kamen diskriminierende Gesetze. Ein Gesetz verpflichtete die Landlords dazu die Versorgung der Landarbeiter zu übernehmen. Dazu hatten die Landlords aber gar keine Lust. Sie sorgten dafür, daß die Landarbeiter die Farmen verlassen. Denjenigen, die nicht ‚freiwillig‘ gingen denen zerstörten die Landlords einfach ihre Unterkünfte. So auch in Uggool. Die Landlords zerstörten die Dächer Wohnhäuser. Die abhängigen Landarbeiter waren obdachlos und verließen fluchtartig das Dorf. Die Kartoffelfelder der Bewohner liegen seither unberührt in der Landschaft

Aufgegebene Kartoffelfelder bei Devlin, Killadoon
© Copyright Mick Garratt and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Die Burkes haben in den vergangenen Jahrzehnten eine gut erschlossene Farm aufgebaut und aus dem verlorenen Dorf ein Ort der Erinnerung gemacht. (Auch die Homepage der Burkes ist absolut einen Besuch wert) Unser Guide, Mr. Burke persönlich, führt uns durch das verlassene Dorf und erzählt die Geschichte seiner Familie, stellvertretend für die Situation der Menschen damals an Irlands Westküste.

Am Ende der Tour durch die Farm mit Lammfütterung, Schäferhund-Vorführung und durch die Geschichte von Uggool und Irland gibt es noch einen Imbiss.

Die Gedanken hängen tief, wie die Wolken über dem Silver Strand. Man schätzt, dass in Irland zur Zeit des großen Hungers 1,5 Millionen Menschen verhungert sind, noch mehr Menschen wanderten aus. Wir tauschen noch einige Gedanken mit anderen Besucherinnen und Besuchern aus. Eine Gruppe ist aus den USA, eine Damengruppe aus Irland. Dann geht es zurück zum Wohnmobil. Es wird uns erstmals klar, wie kurz die Zeit ist, in der die Iren in Frieden und Freiheit leben können. Eigentlich endete das Leid und der Kampf erst mit dem Karfreitagsabkommen von 1998.

Weitere Informationen zur Geschichte Irlands und der Hungerkatastrophe
Geschichte Irlands (1)
Geschichte Irlands (2)
Potato and other Crops
Great Famine (Ireland) die große Hungersnot
Armut in Irland


Doolough Valley nach Leenaun (10)

Erinnerungskultur 2 und Wildniswanderung

14.05.2023, Sonntag
Gut geschlafen und wieder recht spät raus – Frühstück. Wir schauen auf den ‚Silver Strand‘ – und die Schafe. Gestern Abend von links nach rechts. Jetzt von rechts nach links. Irgendwie beruhigende Einfalt.

Auf dem Weg zum Connemara Nationalpark können wir durch das Doolough Valley fahren. (Siehe weiter oben.) Gefühlt alle 200 Meter ein Denkmal für die Hungertoten.

Ich habe zu Hause eine Wanderroute gefunden: Über einen Bach, durch Moorland, in die Felswand, über den Grat und die Fahrstraße zurück. Insgesamt 12 km.

Wir finden einen Weg. Er führt zum Bach. Der verbreitert sich weiter unten zu einer breiten Furt. Da können wir rüber. Auf der anderen Seite gibt es keinen sichtbaren Weg mehr. Die Karte sagt: weiter am Seeufer. Links Kieselstein, rechts nasses Moor. Aufwärts am Bach entlang. Moor. Einmal nicht aufgepasst und dein Stiefel steckt im nassen Moor.

Einen Weg gibt es nicht mehr. Oder: Eigentlich gibt es viele Wege. Ausgetreten von Schafen ausgespült vom Wasser. Wir orientieren uns am Weg, den die digitale Karte zeigt. Damit kommen wir gut zurecht. Inzwischen werden wir links von 3 jungen Burschen überholt.

Bei rund 150 Höhenmetern erklären wir das Ziel für erreicht.

Der Abstieg ist so anstrengend wie der Aufstieg. Nach 3 Stunden und 5 Kilometern sind wir am Womo zurück.

Unsere Leistungsfähigkeit wurde hier stärker gefordert als auf der Piratenkönigin-Tour. Der Einsatz hat sich gelohnt. Wir haben unsere Grenzen ausgelotet und großartige Landschaften gesehen, die sich immer wieder neu dargestellten.

Auf der Weiterfahrt erreichen wir gegen 15:00 Uhr den ‚Dephi-Silver-Food-Truck‘. Kaffee, Tee und Sandwich.

Auf dem Weg nach Leenaun nehmen wir noch die Asleag-Wasserfälle mit.

Dann große Pause. Rekreation bis 19:00 Uhr.

Der abschließende Höhepunkt des Tages: Essen in Hamiltons Bar. Fish&Chips für Margit, Seafood-Platte für mich. Mit Austern, Muscheln und den anderen lokalen Meeresspezialitäten. Die Austern sind so gut wie früher am Atlantik in Frankreich…


Letterfrack/Connemara National Park (11)

15.05.2023, Montag
So, jetzt hat es uns erwischt. Ein Rumms und der rechte Seitenspiegel ist weg. Aber der Reihe nach.

Nach einer ruhigen Nacht in Leenaun wollen wir wieder auf einen Campingplatz. Unterwegs schauen wir uns Kylemore Abbey an.

Hier wird ‚für die wachsende Gemeinschaft der Benediktiner-Nonnen‘ (?) ein neues Kloster gebaut. Die zu besichtigende bestehende Anlage mit Herrenhaus, Garten, Souvenir Shop und Restaurant ist ein touristischer Hotspot – aber nun ja, nett. Das Irish Stew war gut.

Der Connemara Nationalpark, das Besucher-Zentrum nahe dem Ort Letterfrack ist unser nächster Stop.

Im Ort und im Zentrum ist gut was los. Hier machen wir Tee- Kaffee- Kuchen-Pause. Auf dem Parkplatz des Zentrums darf man nicht übernachten. Im Ort stehen die Chancen auch schlecht, bei dem Betrieb. 10 km weiter in der Nähe von Clifden gibt es einen Campingplatz. Da wollen wir hin. Entsorgen, Wasser fassen und duschen. Morgen, wenn das Wetter weiterhin gut aussieht wollen wir die 10 km Bergtour versuchen.

Auf halbem Weg war es dann soweit. Eines dieser behäbigen, breiten Wohnmobile kommt uns entgegen. Die Straße ist eng (aber man darf 100 fahren), wir sind so mit 50 unterwegs. Ich fahre nach links soweit es geht, die Äste streifen unser Fahrzeug. Es lässt einen Schlag, der rechte Außenspiegel ist eingeklappt. Bei der nächsten Möglichkeit halte ich an. Der Spiegel ist ziemlich lädiert, gerissen und hängt in Teilen an der Fassung. Unschlüssig verdauen wir den ersten Schreck. Ein Mini hält bei uns an und fragt, wie es uns geht. Der Fahrer hat die Sache mitbekommen. Ich sage, für uns kein Problem, weiß aber nicht, was mit dem andern ist. (Er kann sogar etwas Deutsch uns sagt er sei ein Deutsch-Namibier) Als er weg ist, gehe ich die Straße hoch, um nach dem anderen Wohnmobil Ausschau zu halten. Das ist schwierig und gefährlich – die Straße ist echt eng (und man darf 100 fahren). In der Ferne sehe ich das andere Womo um die Kurve fahren. Ich drehe um, denke wir fahren bis zum PP zurück, um mit dem anderen die Sache zu klären. Dann entscheiden wir aber doch, die Fahrt fortzusetzen.

Es wird dunkel und kalt auf dem Campingplatz. Die Mücken sind wieder da. Wir sitzen satt und geduscht im warmen Womo. Wir denken daran, dass wir schon die Hälfte unserer Reise hinter uns haben…


16.05.2023, Dienstag
Aufbruch zu den ‚Twelf Bens‘. Wir fahren zurück zum Besucherzentrum des Connemara Nationalparks. Hier beginnen einige Wanderrouten. Wir müssen uns nicht entscheiden, die Routen gehen ineinander über. Ein breiter Weg, asphaltiert, führt uns sanft hinauf.

Weniger Besucher als gestern, aber immer noch viel los. Mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht eindrucksvoller. Meer, Buchten, Häuschen, grüne Hofflächen und der Weg aufwärts.

Blick nach vorne: ein riesig erscheinender Bergrücken. Wenn man genau hinschaut sieht man auf dem Kamm, kurz vor dem Gipfel, kleine bewegliche Pünktchen – die bewegen sich! Da rauf?! Wir gehen weiter, können ja jederzeit umkehren…

Der Weg wird schmaler und steiler. Immerhin ist er gut ausgebaut: Viele fleißige Hände haben große Blöcke des oft schwarzen Kalksteins zu Wegen und Treppen eingebaut.

Bald verlieren sich die Treppen im Chaos aus Stein. Es bleibt ein steiler Bergpfad. Ein Blick nach oben? Soweit und hoch noch? Nach unten: Da sind wir hochgekraxelt? Ich glaube mir schwindelt. Zurück? …

Also weiter. Eine kleine Kletterstelle wird überwunden, dann führt wieder ein recht breiter Weg über den Kamm zum Gipfel.

Hier herrscht reges Treiben. Vor allem die Schülerinnen und Schüler verschiedener Klassen aus England?, Irland? und Frankreich bevölkern die Felsen.

Die Aussicht ist umwerfend. Wir haben es geschafft. Und wir sind bei weitem nicht so geschafft wie bei der Doolough-Valley-Tour. Wieder eine Erfahrung über die vermeintlichen Grenzen hinaus.

Und gleich während der Pause neue Zweifel: der Abstieg. Steil? Klettern? Ausgestellt? Jeder von uns hatte schon heftige Schmerzen im Knie. Wir fühlen uns trotz des Aufstiegs über 400 Höhenmetern ausgeruht und kraftvoll, sind stolz auf das erreichte.

Den Abstieg nehmen wir locker. Der Weg ist bis auf ein paar Stolperstücke einfach begehbar. Mühsam wird es erst gegen Ende der Tour auf den breiten Splitwegen.

Schließlich zurück im Besucherzentrum gibt es Tee, Kaffee und Kuchen. Auf diesem Berg dort in der Ferne waren wir gerade!

Clifden (11)

immer noch 16.05.2023
Es ist Nachmittag. Wir fahren nach Clifden. Im Zentrum des Städchens soll es einen Parkplatz ohne Beschränkungen geben. Zuerst zu Aldi (Aldi- und Lidlparkplätze haben keine Höhenbeschränkungen. Andere Supermärkte oft schon.) dann parken. Wir finden auf dem gut besuchten Platz eine passende Lücke. Am späteren Abend kommen dann noch drei französische Womos. Die brauchen mehr Platz.

Kleiner Stadtbummel, Restaurantbesuch (stolze Preise), dann zurück. Margit ist müde. Ich gehe alleine auf Kneipentour. 8.30 pm traditional Music in der Signal Bar, habe ich gelesen. Die ist gut besucht – aber Live-Musik? Auf Nachfrage verweist mich der Barkeeper auf das Hotel gleichen Namens gegenüber. Piano-Barmusik. Da steht mir nicht der Sinn danach. Ich versuche online Bars zu finden die zu einer altersgerechten Zeit Live-Musik spielen. Die Mücken fressen mich auf. Also nochmal zurück zum Womo. Margit ist glücklicherweise noch wach. Ich schaue im Prospekt: 9.00 pm Garths Bar: Live trad. Music.

Es ist 9 pm – da geh ich hin. 9.30 pm gäbe es Musik, sagt man mir an der Bar. Klar, ein wichtiges Fußballspiel wird übertragen. OK, bei einem Bier wird sich die Zeit überbrücken lassen. Ich recherchiere so lange die größten Braukonzerne der Welt.

Natürlich hat das Spiel Verlängerung, aber so um 9.45 pm machen sich die Musiker fertig und legen los. Ich bekomme mein zweites Guinnes. Gitarre/Gesang, ein kleines Akkordeon und als Gast ein Trommler (der aber kaum in Erscheinung tritt). Die Jungs machen gute Musik. Traditionals und Pop-Songs. Ich bekomme mein drittes Guinnes.


17.05.2023, Mittwoch

Clifden Castle, Roundstone,
Ballyconeely – Keogs Bar(12)

Am Morgen ist auf dem Parkplatz in Clifden gut was los. Ein Riesen-LKW rangiert auf dem engen Platz, die Franzosen verlassen die Stadt und wir tun es ihnen gleich. Wir fahren den Sky Road, einen 15 km langen Rundweg entlang der Atlantikküste. Hier finden wir das Clifden Castle (folge dem Link, hier gibt es einen kurzen Film.). What can I do for you? Ein Ire kommt mit dem Mofa angerauscht und fragt uns. Wir erklären ihm, dass wir das Castle besuchen möchten. Er macht und darauf aufmerksam, dass das Land hier und das Castle sein Privatbesitz sei. Wir fragen, ob wir es uns anschauen können. Na ja, sagt er, es ist gefährlich. Steine können von den Mauern fallen. Aber ja wir können hin. Anscheinend mag er keine Besucher.

Clifden Castle, Eingangstor.
Clifden Castle

Clifden Castle wurde 1812 von John D ‚Arcy erbaut. Er hat auch Clifden gegründet. Weiter gehts auf den Sky Road wieder nach Clifden. Nachstes Ziel ist Roundstone. In unseren Reiseführern wird Malachy’s erwähnt, ‚Irelands’s Master Bodhran Maker‚ (hier gibt es einen schönen Film über die Bodhran). Was wir vorfinden ist ein – etwas in die Jahre gekommener Craftshop. Wir schauen uns um, kaufen ein paar Souverniers und trinken einen Tee, bzw. Kaffee. Leider ist die Werkstatt verlassen, keine weiteren Gäste sind vor Ort.

Roundstone

Hier können wir mit unserem Womo nicht über Nacht stehen bleiben. Rückblickend war es vielleicht ein Fehler: Wir hätten noch einen Spaziergang ins Ort machen können. Irgendwie kommt uns das heute nicht in den Sinn. Wir fahren weiter, das heißt zurück nach Ballyconely. Keogs Bar, welche gegen eine Gebühr die Übernachtung auf dem Parkplatz erlaubt, ist unser Ziel.

Essen in Keog’s Bar, Ballyconely

Wir genießen ein ausgezeichnetes Essen und ziehen und dann ins Wohnmobil zurück.


Von Ballyconely nach Corofin

18.05.2023, Donnerstag
Schon wieder 09:00 Uhr als wir aufwachen. So spät. Wir schauen aus dem Fenster und wissen warum es so spät wurde: Es regnet. Nieselregen, nicht viel Wasser aber alles ist nass, rundum. Eigentlich wollten wir ‚Maueen Car Park‘ ansteuern, eine kleine Wanderung machen und dann nach Corofin fahren. Also gleich Richtung Corofin am Burren Nationalpark. Ziemlich viel Verkehr und immer mehr oder weniger Regen. Wir haben einen Flyer von ‚Aughanure Castle‘ gefunden. Das liegt auf dem Weg. Links abbiegen, am Golfplatz vorbei, 5 Minuten, parken.

Nett. Kaffee und Tee im Golf-Lodge. Auf dem Green war viel Betrieb, trotz Nässe, im Restaurant Leere.

Weiter über Irlands Straßen. Autobahn, Nationalstraße, Regionalstraße, alles ist heute drin.

Es zieht sich hin. Plötzlich am Horizont, wie ein Riesenbleistift umgekehrt in den Boden gerammt, ein hoher Turm. Sowas gehörte in Irland zu einem Kloster.

Also rechts ab und hin. Die Ruinen einer großen Klosteranlage empfangen uns. Es gibt einen schönen Parkplatz – aber nicht für uns. Er hat eine Höhenschranke. An einem Eck können wir anhalten.

Wir haben Kilmacduagh gefunden. Der Turm ist schief, aber gut erhalten. Die Anlage wird noch immer als Friedhof genutzt. Alte und neue Gräber nebeneinander.

Weiter geht es nach Corofin, Ankunft so gegen 17:00 Uhr. Corofin hat rund 750 Einwohner, 3 Supermärkte, ungefähr 7 Pubs, ein Metzger und ein kleiner Campingplatz, der liegt direkt im Ort.

Vier Nächte werden wir hier bleiben, aber das wissen wir noch nicht. Bei Bofey Quinn’s gehen wir was Essen. Es schmeckt zwar ganz gut, bekommt uns aber anscheinend nicht so recht. Beide bekommen wir Bauchgrimmen. Margit leichter, ich stärker. Die Nacht bleibt trotzdem ruhig.


Corofin und der Burren (13)

19.05.2023, Freitag
Nach dem Aufstehen schlafe ich erstmal noch eine Stunde im Sessel. Essen werde ich erst am Abend – zwei Brote. Dann aufraffen. Von Corofin fährt ein Shuttelbus zu den Wanderwegen im Burren-Nationalpark. Wir fahren mit. Rund 10 Minuten dauert die Fahrt zum ‚Trailhead‘. An einer Straßenkreuzung steigen wir gemeinsam mit einigen weiteren Wanderern aus.

Hier beginnen die Wanderwege für die Touristen. Meistens nur kurze Spaziergänge. Wir entscheiden uns für die blaue Route. 8 Kilometer ‚very difficult, remote, upland‘, so steht es auf dem Plan.

Trotz noch eingeschränkter Leistungsfähigkeit legen wir mit etwas mulmigen Gefühl los. Wir können ja jederzeit abbrechen. Letztendlich war die Tour durchaus nicht sehr schwer. Etwas anstrengend, zwei Stellen zum Kraxeln, aber für uns keine echte Herausforderung.

Aber die Landschaft! Der Burren sieht aus wie ein Rührkuchenteig auf dem Mond. Kahler Karst, vom Wasser ausgespültes und vom Wind zerfressenes Gestein.

Eine Fliegen-Ragwurz, eine seltene Orchidee

Wir sind rechtzeitig zurück. Mit dem Shuttlebus fahren wir nach Corofin. Abendessen im Bus. Am Abend gehen wir ins Pub.

Im ‚Yellow Submarine‘ gibt es Live-Musik. Diesmal Blues. Die beiden Jungs spielen inbrünstig und engagiert. Nur Publikum fehlt..


20.05.2023, Samstag
Heute erleben wir wieder einen Höhepunkt unserer Reise. Als wir zum „Louch Avalla Farm Loop“ aufbrachen, wussten wir natürlich noch nicht, daß wir spannende Wege, fremdartige Plätze und besondere Menschen finden würden.

Los geht es wieder mit dem Shuttle zum Trailhead. Dann erst mal einen Kilometer auf der Schotterstraße. Rechts und links Mauern aus aufgeschichteten Steinen

Die Steinmauern erinnern uns an Kroatien. Auf der Insel Hvar sind wir ähnliche Wege gegangen.

Vor einem verschlossenen Gatter geht es nach rechts.

Wir passieren eine Quelle und steigen auf die Anhöhe. Eine Herde halbwilder Ziegen ruht auf dem kahlen Fels.

Wenige Minuten und einige Schritte später die nächste Überraschung. Ein Fuchs versperrt uns den Weg.

Schließlich gibt er den Weg frei. Es geht aufwärts. Das Weideland weicht kahlem, mit Büschen durchsetztem Fels.

Wieder eine Überraschung. ‚Ancient Buriel Ground‘ steht auf einem verblichenen Schild. Und weiter rechts, etwas entfernt vom Weg, ragen seltsame Türme auf.

Da hat jemand viel Mühe und Zeit investiert. Sieht auch ‚ancient‘ aus. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Türme lange Zeit den Stürmen getrotzt haben könnten…
Zwei andere Wanderer weisen uns auf Harrys Farm hin. Dort soll es guten Kuchen, Kaffee und Tee geben. Wir passiern noch einen kleinen See, dann kommen wir rechtzeitig zur Teatime zum ehemaligen Farmhäuschen. Hier erwartet und die nächste Überraschung.

Ja auch Brownies, Kaffee, Tee und Kuchen sind überraschend gut, aber die echte Überraschung ist Harry itself. Er gesellt sich zu uns und erzählt. Er kommt ursprünglich aus Holland. Vor 50 Jahren hat er die Farm gekauft und lebt seither hier in Irland. Und er hat diesen wunderschönen Wanderweg erkundet und ausgebaut.
Der letzte Shuttlebus nach Corofin fährt und 17:15 ab, es ist Zeit, daß wir diesen angenehmen Ort verlassen.

Am Abend gibt es wieder Live-Music in Bofeys. Gute Stimmung und gutes Bier – so klingt ein gelungener Tag am Burren aus.


21.05.2023, Sonntag

Heute schauen wir uns das Dysert O’Dea Castle an.

Die Website verspricht viel. Ein Castle, etliche Monumente und Zeugen vergangener Generationen, ‚von 1000 vor Christus bis 1850 nach Christus‘, wie es auf der Website heißt. Und ein 5 km Rundgang zu diesen 25 Sehenswürdigkeiten.

Highcross aus dem 12. Jhdt.
Ruine der Kirche aus dem 12. Jhdt.

Wir wollen den 5 km Rundweg gehen, übersehen dabei aber die Notiz ‚The trail can be walked or driven..‘, wir gehen also vorwiegend auf Autostraßen, was ziemlich ermüdend ist. Vor allem suchen wir die steinzeitlichen Ringwälle.

Wir finden die Plätze sehen aber nichts bemerkenswertes. Die Mauern sehen alle gleich aus.

Wir marschieren zu unserem Womo zurück. Es ist Mittagszeit. Heute Nachmittag ist Musik im ‚Yellow Submarine‘ angesagt. Da gehen wir hin, Essen ein ‚Irisch Stew‘ und genießen die Atmosphäre.

Sonntagnachmittag. Man trifft sich im Pub und musiziert miteinander. Jemand beginnt, andere stimmen mit ein. mal spielen alle, mal einige, mal spielt jemand allein. Einer geht in die Konditorei und holt Kuchen. Jemand geht nach Hause, andere kommen dazu. Sonntagnachmittag. Ganz entspannt.


22.05.2023, Montag
Corofin ist nun nicht gerade DAS Zentrum Irlands, hat uns aber berührt. Wir haben uns auf dem Campingplatz und in den Pubs wohl gefühlt. Wir konnten anspruchsvolle Wanderungen unternehmen und anregende Gespräche führen. Wir haben nur zwei der Pubs in Corofin besucht, sicher wären auch die anderen ein Guinnes wert. Ich schreibe jetzt an meinem Blog und schaue immer mal wieder auf die Karte. Ständig finde ich weitere spannende Orte, die sicher einen Besuch wert wären. Vielleicht wären wir im Burren noch geblieben, wenn wir die Seite ‚Music in the Burren‚ gesehen hätten.

Heute verlassen wir Corofin. Eigentlich wollten wir noch den ‚Killarney National Park‘ besuchen. Ein Blick in den Kalender jagt uns jedoch einen Schreck ein: Am 26.05. geht unsere Fähre von Dublin nach Cherbour. Wir entscheiden uns gegen Killarney und wollen statt dessen gemächlich in Richtung Dublin fahren. Unsere Ziele auf dem Weg: Der ‚Rock of Cashel‚ und die ‚Wicklow Mountains‚.

Zunächst wollen wir noch in der Gegend bleiben. Was wir noch anschauen wollen:
– ein prähistorisches Grab, die Poulnabrone-Dolmen
– ein frühmittelalterliches Ringfort – Caherconnell Fort
Michael Cusack Center von dort eine Wanderung zum
Ringfort Cahercommaun
dann Fahrt nach Cashel.

Michael Cusack, der irische ‚Turnvater Jahn‘ und die GAA
Nach der Besichtigung der steinzeitlichen und frühen mittelalterlichen Geschichte Irlands wollen wir uns mit einem Aspekt der irischen Geschichte des 19. Jahrhundert befassen. Das Michael Cusack Visitor Center ist uns aufgefallen, da fahren wir hin. Eine nette Dame nimmt uns in Empfang. Eine multimediale Schau erwarte uns im restaurierten Geburtshaus von Michel Cusack. Er wurde hier 1847 geboren. Später wirkte er als Lehrer. Er war Gründer der GAA – Gaelic Athletic Association. Wir erfahren in der Multimediaschau den Werdegang und die Motive von Cusack, die tief im irisch – englischen Konflikt wurzelten. Cusack war irisch-gaelischer Nationalist. Die GAA war nicht nur ein Sportverband, der sich die Förderung gälischer Sportarten (Hurling, Gaelic Football, Gaelic Handball, Camogie und Rounders) widmete, sondern auch ein Teil der irischen nationalistischen Bewegung, die Selbstständigkeit von England wollte. Das sind deutliche Parallelen zum ‚Turnvater‘ Friedrich Ludwig Jahn, (1778 bis 1852) der die deutsche Turnbewegung initiierte.
Wir brauchen auch wieder etwas Bewegung und brechen auf zum Cahercommaun-Ringfort.

Das Kastell wurde wohl um 900 n. Chr. errichtet und bis zu 13. Jhdt. und später nocheinmal zwischen dem 15. und 17. Jhdt. benutzt. Man vermutet:

Das Kastell wurde irgendwann im 10. Jahrhundert aufgegeben. Eine Interpretation der Funde lautet, dass Cahercommaun eine wichtige Rolle bei der Erhebung von Tribut und Patronage spielte, die für das Funktionieren der kleinen Königreiche jener Zeit von entscheidender Bedeutung war. Ein einstmals dominanter, später aber besiegter und kooptierter Clan wie die Ui Chormaic könnte das Bauwerk als Ort zum Sammeln von Rindertributen genutzt haben, bevor diese an den Endempfänger, etwa den Corcu Modruadh, übergeben wurden. Die Aufgabe der Anlage im 10. Jahrhundert könnte mit dem Aufstieg der Dál gCais zusammenhängen, die um diese Zeit die Vorherrschaft im Burren erlangten[6]: 51

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

https://en.wikipedia.org/wiki/Cahercommaun

Na ja, bei uns waren es die Fürsten, Burg- und Lehensherren, die den Landsleuten auf den Sack gegangen sind…

Die Geschichte Irlands veranlasst uns immer wieder zum Nachdenken über unsere eigene Geschichte. Wo standen wir um 900 n. Chr.? Was war bei uns im 15. Jhrdt.? Große Hungersnot um 1850 in Irland – bei uns 1848 ‚Vormärz‘ und ‚Märzrevolution 1848‘?. Morgen wird uns die Geschichte wieder einholen – aber das wissen wir heute noch nicht…
Am Nachmittag fahren wir nach Cashel. Nach 1,5 Stunden Fahrt erreichen wir unser Ziel – O’Brien’s Holiday Lodge and Campsite mit Blick auf die Hore Abbey.

Für heute haben wir genug. Ein paar kurze Gespräche mit dem Besitzer und einem deutschen Ehepaar, Abendessen im Womo und aus.


Cashel (14)

23.05.2023 … ich dachte es sei Montag …
dabei ist schon Dienstag.

Der Teufel wurde vom heiligen St. Patric aus einer Höhle (Devils Bit, 30 km nördlich) vertrieben. Das muss wohl eine dramatische Aktion gewesen sein – der Rock Of Cashel schlug hier ein. Tatsächlich ist der Rock eine singulare Erhebung aus Kalkstein im sonst flachen Gelände. Ursprünglich war er bekannt als Zauber- oder Feenberg. Bereits in heidnischen Zeiten stand hier eine Burg bzw. Ringfort. Hier wurden Steuern, Tribute von der Bevölkerung eingezogen. Bis 1101 war der Rock das Zentrum der Herrscher in der Gegend.

1101 wurde der Rock dem Bischof von Limerick geschenkt. Seither war der Rock Teil der wechselvollen Kirchengeschichte Irlands und Englands. 1749 hat der Erzbischof von Cashel das Dach der Hauptkathedrale zerstört, um der britischen Dachsteuer zu entgehen. Das Gebäude verfiel zur Ruine. 1869 wurde die protestantische Kirche von Irland aufgelöst und der Cashel wurde in staatliche Obhut genommen. Der Rock of Cashel war das erste Denkmal, an dem 1874 und 1876 Arbeiten durchgeführt wurden. Ab den 1975er Jahren wurden umfangreiche Restaurationsarbeiten durchgeführt.

By Allgau – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1834085

Heute ist der Rock of Cashel eine der bekanntesten Touristenattraktionen Irlands.

Wir beenden unseren Besuch auf dem Rock of Cashel mit Kaffee, Tee und Kuchen in Grannys Kitchen.

Am Nachmittag gibt es einen ausführlichen Spaziergang durch den Ort Cashel. Hier fallen uns, wie schon oft in Irland, die liebevoll und bunt hergeichteten Häuser auf.

Dahinter mag es ganz modern zugehen, die Front sieht orginal restauriert aus. Wir haben es nicht eilig und besuchen das Cashel Folk Museum. In 10 verschiedenen ‚Räumen‘ wird an Aspekte der irischen Geschichte erinnert.

Beispiel: Die Hungerarbeitshäuser. Die allerletzte Hoffung für viele, die am verhungern waren. Für knapp 750.000 der Schutz und Nahrung suchenden Menschen eine trügerische Hoffnung. Sie gerieten in Horrorhäuser und starben.

Und dann sahen wir den ‚Zigeunerwagen‚. 11 Buben, 3 Mädchen und die Eltern bewohnten bis 1986 das Gefährt.

Wir erinnerten uns. Irgendwann in der ersten Hälfte der 70iger Jahre haben wir eine Jugendfreizeit in Irland organisiert. Gemeinsam mit 14 Jugendlichen verbrachten wir 14 Tage in 4 solcher Wagen. Jeweils 4 Betten, Gaskocher ein Pferd gehörten zu einem Wagen. Jeden Tag fuhren wir ein Stück bis zu einer bestimmten Farm. Eine schöne Reise. Ich stelle mir vor, wir fahren auf einer schmalen irischen Straße und die Familie mit ihren 14 Kindern kommt uns entgegen… Wir waren vielleicht 1973 unterwegs, der obige Wagen war bis 1986 bewohnt…

So viel Geschichte und Erinnerungskultur ermüdet. Wir wollen die letzten Tage in spannender Natur und wandernd verbringen. Kurz vor und südlich von Dublin liegt ein weiterer Nationalpark, die ‚Wicklow Mountains‘. Auf dieses Gebiet bin ich nun gar nicht vorbereitet. Eigentlich wollten wir ja nach Kerry. Eine kurze Suche ergab einen vielversprechenden Platz zum Übernachten und Essen: Das ‚Glenmalure Lodge‚. Wir fahren 140 km und erreichen unser Ziel am frühen Abend.

Wir vergewissern uns kurz, daß wir auf dem Parkplatz übernachten dürfen. Eine Stunde schlafen und dösen im Womo. Dann geht es ins Pub. An allen Tischen ist reserviert – aber wir können am Tresen sitzen. Wir haben ein gutes Essen, ein Pale Ale, ein Red Ale und ein Guinnes, bestellen Frühstück für morgen und genießen den Abend.

Jetzt wo ich das schreibe und den Tag nocheinmal vorüberziehen lasse, denke ich ‚war das nicht voll stressig‘? Erst der Rock of Cashel, dann Stadtspaziergang, Museum, Fahrt nach Glenmalure. Ich kann mich an keinen Stress erinnern und frage Margit. Kein Stress, meint auch sie. Gut, wir fühlen uns in der Nähe von Dublin wohler als irgendwo weit ab. Unsere Fähre wird uns am Freitag wieder auf den Kontinent bringen.

Wicklow Mountains (15/16)

24.05.2023 Mittwoch (nicht vergessen!)
Scrambled eggs (Margit), full irisch breakfeast (ich), gab es heute früh im Glenmalure Lodge. Die Lounge war wie ein größeres Wohnzimmer, möbliert mit zwei fast antiken Sideboards und acht Tischen.

Besonders gut gefallen hat mir die Art, wie man uns bedient hat. Jedes freundliche Wort spiegelte sich im Gesicht der Damen mit denen wir zu tun hatten. Anders heute am Abend in Glendalough. Da war der Service freundlich und korrekt, aber immer irgendwie – wie unter Beobachtung – leicht im Stress.

Stress auch für uns. Nicht die schmale Straße, welche uns nach Glendalough führt, man gewöhnt sich. Es ist die Ankunft in Glendalough. Schmale Straße, Schilder, rechts, links. Souvenier-Shop rechts, links. Straße noch schmaler. Brücke – einspurig, wir sind schon vorbei – wenden, drei Autos hinter uns. Sie sind rücksichtsvoll. Wir fahren zurück, in den Parkplatz – nein, es ist ein Hotelparkplatz. Eine Einfahrt weiter ist der PP vom Besucherzentrum der Wicklow Mountains. 15 Euro für parken – übernacht verboten? Das muss nicht sein. Zurück auf den Hotel-Parkplatz. Da standen drei Womos. Wir haben die Erlaubnis hier zu stehen, meinten die französischen Womo-Fahrer. Ok, ich denke das gilt auch für uns. Wir begeben uns zunächst zum Besucherzentrum am großen Parkplatz. Nein, hier könnten wir keine Infos bekommen, nur eine Ausstellung besichtigen. Weiter oben gibt es das Glendalough Besucherzentrum, da vielleicht.

Von weitem sehen wir schon die Rundtürme. Eine der bekanntesten ehemaligen Klostersiedlungen Irlands erwartet uns.

Nachdem der Celtic Tiger leicht unsanft als Plüschtier auf dem Vorleger gelandet ist vermarktet Irland auch die eigene Großmutter als touristische Attraktion. (Achtung Fake News/aka alternative Fakten). Jedes Loch (ääh sorry) Lough (gesprochen ‚Loch'(!)) Ist absolut einzigartig, jede Klosterruine historisch einmalig und jede Site unique. Kann ja sein; ist aber realistisch betrachtet nur ein Haufen mehr oder weniger kunstvoll aufgeschichteter Steine. Die zugehörige Geschichten und die Geschichte der Steine machen sie interessant und spannend. Aber die Geschichten und die Geschichte sind irgendwie immer ähnlich und bestehen hauptsächlich aus Mord und Todschlag. Die Rundtürme wurden im 12. Jhdt. errichtet um die Mönche, ihre Schätze und Schriften vor Raub und Plünderung zu bewahren. Im Mittelalter waren sich die Herrscher dessen bewußt, daß ihre Kriegs- und Raubzüge während derer sie massenhaft Menschen massakrierten, NICHT Gottes Willen entsprachen. Sie hatten höllische Angst, nach ihrem Ableben in selbiger schmoren zu müssen. So gründeten sie haufenweise Kloster, Kirchen und Diözesen, alimentierten Mönche über Jahrhunderte, damit sie für ihr Seelenheil beteten und damit ihren Aufenthalt im Fegefeuer verkürzten.

BLEIBEN WERDEN BEI UNS Eindrücke, Erfahrungen und Bilder unserer Wanderungen. Und vor allem der, wenn auch flüchtigen, Begegnungen mit Menschen in Irland. Damit verbunden immer wieder Irlands Geschichte: 1845 bis 1851 Irlands Trauma, Hungerkatastrophe: ‚big famine‘, Kartoffelfäule, englische Ignoranz und administrative Fehlentscheidungen führen zum Hungertod Zehntausender und Reduktion der irischen Bevölkerung um 15 – 20 Prozent.

(Situation in Zentraleuropa/Deutschland?)

Danach alle 10 Jahre (?) Aufstände gegen die Engländer. 1921/1923 wurde Irland (außer Nord-) in einem schmutzigen Prozess schließlich unabhängig.

Gerade mal 50 Jahre später organisieren wir eine Jugendfreizeit mit Pferdewagen in Irland.

Absolut Bizarr: im Museum steht so ein Wagen. 1986 wurde er von einer Familie von Tinkern bewohnt, 2 Erwachsene und 12 Kinder. 10 Jahre NACH unserer Tour…

Mittwoch, Wicklow Mountains, Glendalough. Große Ferien? Bereits morgens um 10 :00 Uhr kommt ein Reisebus nach dem anderen an. Das hat wohl auch mit der Nähe von Dublin zu tun. Wir sehen Kindergartengruppen auf Spurensuche, Pflegeheimbewohner mit Betreuern auf Spaziergang und Schule auf Ausflug (hatte ich nicht gerade davon geträumt?)

Weiter geht’s durch eine parkähnliche Landschaft.

Dann nach links, der Aufstieg beginnt. Vorbei am Poulanass Waterfall geht es zunächst auf breiten Fortwegen stetig aufwärts. Auch hier wird am Umbau des Waldes gearbeitet.

Dann geht es auf einem Bohlenweg weiter. In der Ferne sieht man die ehemaligen Bergarbeitersiedlungen.

Noch ein Blick zurück, dann steigen wir wieder über einen Bohlenweg abwärts.

Im Tal gibt es noch eine Pause beim Food-Truck, dann geht es zum Womo zurück.

Am Abend essen wir bei Caseys Bar & Bistro. Wir stehen ja bei denen auf dem Parkplatz.

Abendstimmung im Womo

25.05.2023, Donnerstag, letzte Übernachtung in Irland.
Was tun am letzten Tag? In Glendalough ist es uns zu voll. Hier wollen wir nicht bleiben. Wir fahren zurück nach Glenmalure. Noch eine Wanderung vielleicht noch ein Pub-Abend. Unterwegs, auf dem Bergsattel, ein Parkplatz.

Wir halten an, schauen nach Wegen und finden ein nahes Ziel, welches wir dann aber doch nicht ansteuern. Wir gehen einfach auf einem befestigten Waldweg geradeaus weiter.

Bald gibt es vor uns keine Bäume mehr. Hinter uns Wald, links große, abgeholzte Flächen, vor uns und rechts offenes Gelände. Wir folgen jetzt einem nicht verzeichneten Pfad, der sanft ansteigend auf einen Berg führt. Wir nehmen die Stiege über den Weidezaun und gehen auf einem Weg, der mitten durch riesige mit Heidekrautbüschen bewachsenes Hochland führt.

Ein einsamer Wanderer holt uns ein. Er gibt uns Tipps für schöne Wanderungen, die wir leider alle nicht mehr wahrnehmen können. Wir erreichen den Gipfel des Cullentragh und machen uns auf der anderen Seite des Weidezauns auf den Rückweg.

Dann verpassen wir den gewählten Weg und landen wortwörtlich auf dem Holzweg. Wir erkennen das, als wir uns plötzlich am oberen Ende der großen Holzung wiederfinden und der Weg endet.

Macht nichts, der richtige Weg befindet sich ca. 100 Meter links von uns. Also mal wieder durchs Unterholz. Der nächste Weg der sich zeigt, entpuppt sich auch als Holzweg, aber er führt uns auf den richtigen.

Der Wald steckt heute voller Duft. Seit zwei Tagen brennt die Sonne auf den Wald (und uns herunter) und treibt die ätherischen Öle aus den jungen Trieben von Fichten, Tannen und Kiefern. Zusammen mit dem Geruch des geschlagenen Holzes und dem Duft der gelb blühenden Stechginster-Büsche ergibt das ein richtiges Duftbad.

Dann Mittagspause im Glenmalure Lodge. Für heute haben wir genug, echt heiß heute. Am Abend soll es Live-Music geben, mal schauen.

Heimweg

26.05.2023, Freitag

Das Navi ist programmiert, das Frühstück beendet. Wir fahren zum Hafen in Dublin um uns am Nachmittag einzuschiffen. Wir vermeiden wieder Mautstraßen, fahren in Dublin auf Nebenstraßen und Gässchen und sind trotzdem viel zu früh am Hafen. Wir fahren mit der Epsilon. Nicht so komfortabel wie die Yeates, aber ok.

27.05.2023, Samstag
Unsere Irlandreise ist vorbei. Wir kommen in Cherbourg an. Noch eine Übernachtung unterwegs. Am Sonntag sind wir wieder zurück.

Wanderungen

Gibt ’ne extra Seite!

Irlands Grafschaften

Grafschaften in der Republik Irland und historisch in Nordirland, Distrikte in Nordirland und die vier historischen Provinzen

Änderungen

14.08.2023 – Bild mit der gefahrenen Route eingefügt
14.08.2023 – Punkte auf der Route den Kapiteln zugeordnet
29.10.2023 – Viele Bilder ergänzt, einige knappe Texte hinzugefügt
30.10.2023 – Wild Nephin 2 – Letterkeen Trailhead (8) Bilder hinzugefügt
30.10.2023 – Erinnerungskultur: Das verlorene Dorf (9) Text und Bilder hinzugefügt
09.11.2023 – Clifden Castle, Roundstone, Ballyconeely (Keogs Bar), Sky Road
12.11.2023 – Corofin: Blue Track, Farmloop, Musik
13.11.2023 – Michael Cusack – GAA
15.11.2023 – Dysert O’Dea Castle
18.11.2023 – Cashel
20.11.2023 – Wicklow Mountains – Glenmalure
22.11.2023 – Wicklow Mounttains – Glendalough
23.11.2023 – Wicklow Mountains – Cullentragh
27.11.2023 – Dublin

Bildquellen

Eine Antwort auf „Irland 2023“

Lieber Rainer, liebe Margit, beim Lesen macht uns das Fernweh zu schaffen. Wir sind begeistert. Das gibt bestimmt ein Buch. Weiter so. wir warten mit Spannung auf die nächsten Berichte. Viele Grüße Friedrich und Karin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert